Yangon, 10.11.2012

Heute endet mein Ausflug in den Mon- und Kayin-Staat. Bei strahlend blauem Himmel fahren wir zunächst nach Hpa An, um erneut kurz die Shweyinhmyaw-Pagode zu besuchen. Hier lohnt sich vor allem der Ausblick über den Thanlwin und die schöne Landschaft am anderen Flussufer, deshalb war es eine gute Idee, erneut hierher zu kommen. Wir fahren schließlich einige Kilometer weit aus der Stadt hinaus, um die Kawgun-Höhle zu besuchen. Hier gibt es, neben kleinen Stupas und Buddhastatuen, unzählige Wände mit Tonschnitzereien zu sehen. Unsere nächste Station steuern wir unter anderem aus praktischen Gründen an. Wir fahren zur Bayint Nyi Naung Gu, einer Kalksteinhöhle, vor der sich heiße Heilquellen befinden. Kyaw und der Fahrer mussten in einem Gästehaus nächtigen, in dem der Strom ausgefallen war und in dem es Probleme mit der Wasserversorgung gab. Hier können die beiden also ein heißes Bad nachholen, während ich den Eingangsbereich der Höhle und den Tempel davor besichtige. Beide sind nicht besonders spektakulär, aber der Blick auf die Karstlandschaft entschädigt dafür. Bevor wir den Tempel verlassen, stellt mir Kyaw einen Mann mit arg geschwollenem Gesicht vor. Hier in der Gegend wird eine Variante des Kickboxens praktiziert. Der Mann ist ein Kämpfer und hat beim gestrigen Match wohl einen Gegner erwischt, der eine Nummer zu groß für ihn war.

Am Thanlwin-Fluss Am Thanlwin-Fluss Am Thanlwin-Fluss
Die Kawgun-Höhle Die Kawgun-Höhle Die Kawgun-Höhle
Bayint Nyi Naung Gu Bayint Nyi Naung Gu Bayint Nyi Naung Gu

Oben: Am Thanlwin-Fluss. Mitte: Die Kawgun-Höhle. Unten: Bayint Nyi Naung Gu. Unten rechts: Kyaw und der Kickboxer.

Nach dieser Begegnung steigen wir ins Auto und verlassen bald darauf den Kayin-Staat. Auch im Land der Mon sehe ich zu beiden Seiten der Straße wieder hauptsächlich Kautschukplantagen. Deren Anblick begleitet uns fast bis Kyaikto, von wo aus die Straße zum Goldenen Felsen abzweigt. Weiter geht die Fahrt durch Fischerdörfer und den Ort Waw. Schließlich überqueren wir den Sittaung-Fluss und verlassen den Mon-Staat. Bald darauf kehren wir in einem großen Restaurant, an das kurioserweise ein zoologischer Garten angeschlossen ist, zum Mittagessen ein. Es gibt Lamm- und Hühnchen-Sepyan, leider wieder mal nicht besonders warm, eine stärkehaltige Frucht, die mir nicht besonders gut schmeckt, Bambussprossen, Okraschoten, Reis und den üblichen Salatteller, von dem kaum etwas gegessen wird. Ich trinke ein Myanmar-Bier dazu und muss am Ende 5000 Kyat zur Rechnung beisteuern. Auf eine Zoobesichtigung verzichten wir, dafür machen wir uns in Richtung Bagò auf.

Hinthagon-Pagode Blick auf die Shwemawdaw-Pagode

In der Hinthagon-Pagode. Rechts: Blick auf die Shwemawdaw-Pagode.

Als wir die Stadt erreichen, besichtigen wir zunächst die Hinthagon-Pagode. Sie wurde von demselben Mönch errichtet, der für den Mandalay Hill verantwortlich zeichnet. Bekannt ist die Pagode vor allem für zwei Dinge: Erstens hat man von hier den besten Blick auf die gigantische Shwemawdaw-Pagode, zweitens finden in einem der Gebäude in der Anlage häufig Nat Pwe statt, also Festivals, bei denen als Frauen verkleidete und geschminkte männliche Medien von einem der 37 alten animistischen Gottheiten, den Nats, besessen werden. Die Besucher spenden dem Medium, und damit dem Nat, Geld, Zigaretten, Blumen, oder was immer der Nat gerne hat, und hoffen so, Beistand zu erhalten. Die Spender bekommen von dem Medium glückbringende Gegenstände überreicht. Als ich 2003 mit meinen Freunden Adelheid und Klaus hier war, haben wir ein solches Festival erlebt, heute findet leider keines statt.

Wir fahren schließlich weiter zum 55 Meter langen liegenden Shwethalyaung-Buddha. Er ist schon einige Jahrhunderte alt, geriet nach einem Krieg, in dem Bagò zerstört wurde, in Vergessenheit, wurde vom Urwald überwuchert und erst gegen 1880 von den Briten bei Eisenbahnbauarbeiten wiederentdeckt. Er ist zwar, wie ich ja in den letzten Tagen erfahren habe, nicht der größte, aber dafür der schönste liegende Buddha, den ich kenne, da sein Gesichtsausdruck sehr natürlich wirkt. Einheimische Architekten ließen es sich nicht nehmen, in einigen hundert Metern Entfernung einen Kontrapunkt in Form eines scheußlichen Betonbuddhas in die Landschaft zu setzen. Der Sinn für Ästhetik ist heutzutage in diesem Land leider allzu rar vorhanden.

Der Shwethalyaung-Buddha Der Shwethalyaung-Buddha
Der Shwethalyaung-Buddha Devotionalien- und Souvenirhandel

Der Shwethalyaung-Buddha. Unten rechts: Devotionalien- und Souvenirhandel am Eingang.

Nach der Buddhabesichtigung legen wir eine Teepause ein und fahren danach weiter. Bevor wir die Stadt verlassen, sehen wir einen Demonstrationszug aus Goldminenarbeitern vom Chindwin-Fluß, die gegen ihre Arbeitsbedingungen und die Vergiftung des Flusses mit Quecksilber protestieren. Die Arbeiter ziehen demonstrierend kreuz und quer durchs Land mit dem Ziel Naypyidaw, der neuen Hauptstadt Myanmars.

Nach dieser Unterbrechung fahren wir ohne weitere Pausen zurück nach Yangon. Kurz nach 16:00 Uhr kommen wir dort an. Ich übernachte im selben Hotel wie nach meiner Ankunft vor knapp einer Woche. Um 18:30 Uhr werde ich wieder abgeholt, da die Reiseagentur für mich ein traditionelles Myanmar-Abendessen veranstaltet. Das Essen findet im Restaurant "House of Memories" statt. Es befindet sich in einem Haus, in dem einst Aung San ein Büro hatte. Es gibt eine Linsensuppe, Hühnchen-Sepyan, Schweinefleisch-Sepyan, gemischtes gebratenes Gemüse, Nabelkraut-Salat und selbstverständlich Reis. Die Sepyan-Gerichte sind heiß und schmecken ausgezeichnet. Dass ich das noch erleben darf! Meine Flasche Myanmar-Bier muss ich natürlich extra bezahlen und 3000 Kyat sind dafür ein gesalzener Preis, das Essen kann ich aber guten Gewissens weiterempfehlen. Nach dem Mahl werde ich ins Hotel zurückgefahren. Die Nacht wird kurz, denn um 6:30 Uhr startet bereits mein Flugzeug to Mandalay, where the old Flottilla lay.